Filmbeschreibung


Mit Fernglas, Kamera und Camcorder auf Vogelpirsch

Wer hat schon mal einen Kuckuck in freier Wildbahn gesehen? Ich noch nicht. Wahrscheinlich geht’s vielen ebenso. Und diesen Vogel dann auch noch zu beobachten, wie er seinen Kuckucksruf losläßt, das grenzt für einen Otto-Normal-Verbraucher schon ans Legendäre. Kein Wunder, daß zumindest einer von uns - wie er nachher bei der Besprechung unumwunden zugab - spontan an seinen Geldbeutel gegriffen habe!!

Ein Märchen? Keineswegs. Roland Schmidt hat diesen geheimnisumrankten und sehr scheuen Vogel tatsächlich in der freien Natur entdeckt. Und er war auch rechtzeitig da, um den Kuckucksruf dann auch richtig zu sehen. Was ein Zufall! Denkste! Zum Glück stand eine Kamera in Reichweite!! Und so wie mit diesem Kuckuck hat es Roland noch mit vielen anderen Vögeln gemacht: pirschen - lauschen - warten - und nochmal warten - und dann Glück haben und Aufnahmen schießen. Wir können uns vorstellen, daß das alles sehr leise vor sich gegangen sein muß. Und sicher ist dieser Film nicht beim ersten Anlauf fertiggestellt worden!! Roland, ich bewundere Dich! Ich muß das einfach mal so frei sagen. Das frühe Aufstehen - mitten in der Nacht - brrrr -, Deine Energie und Deine Ausdauer, überhaupt die viele Zeit: Stunden, Tage, Jahre, die Du für die Beobachtung der Singvögel und diesen Film geopfert hast! Oder war das gar kein Opfer? Wahrscheinlich nicht. Es ist eben Dein Hobby. Das Ergebnis Deiner Mühen kann sich sehen lassen. Wenn Du nicht schon längst einen Namen als Naturfilmer hättest, dieser hier ist der endgültige Beweis für Dein Können. Habe ich nun damit alle ein wenig neugierig gemacht, die diesen Film noch nicht gesehen haben? Hoffentlich!

38 verschiedene Vogelarten habe ich mitgezählt in diesem Film. Es können auch noch einige mehr sein. Und darunter Vogelarten, deren Namen mir völlig unbekannt waren, wie z.B. Zilp-Zalp, Wendehals oder Mönchsgrasmücke, ganz abgesehen davon, daß einer, wenn er nicht gerade Biologiestudent ist, die aus der Literatur bekannten Vogelnamen auch entsprechend richtig zuordnen kann. Und das außer dem äußeren Erscheinumgsbild auch noch gesangsmäßig! Es wäre müßig, die einzelnen Szenenfolgen hier einfach aufzuzählen, das geht auch gar nicht. Es sind durchweg ganz tolle Vogelaufnahmen, aus der Nähe, in der freien Natur. Nie Gesehenes und was man wohl auch künftig in dieser Deutlichkeit und Einmaligkeit so nie zu sehen bekommt, wird uns hier wie fast selbstverständlich vor Augen geführt. Einfach phantastisch. Man sieht, wie sich die kleinen Sänger gehörig anstrengen, aber offensichtlich bei ihren Gesängen nicht müde werden, auch wenn die Kehlen zu platzen scheinen. Es gibt einige Szenen, in denen außer der Darbietung von Gesangskünsten auch noch richtig was los ist: Nestbau, Liebesleben und Nachwuchsförderung, zum Schluß nickend applaudiert von zwei krächzenden Rabenkrähen im Doppelpack. Einmalige Aufnahmen!

In der Besprechung wurde teilweise moniert, daß das ein ganz prima Lehrfilm ist und in jeden Biologieunterricht gehört, daß ihm aber der rote Faden fehlt. Ich finde das nicht. Roland hat in seinem Film diesen Faden gespannt und eine richtige Steigerung eingebaut. Das hat er am Anfang auch gesagt: wie es überhaupt möglich ist, daß diese kleinen Tiere so enorm singen und zwitschern können, daß es aber auch recht beachtliche Unterschiede gibt in Qualität, Variationsmöglichkeiten und Sangeskünsten bei den einzelnen Vogelarten. Entscheidend hierfür seien die Stimmbandpaare, genauer gesagt, deren Anzahl, die diese Unterschiede möglich machen. Der Feldsperling z.B. hat 3 Singmuskelpaare, die Nachtigall deren 9. Drum singt am Anfang der Spatz, - und am Schluß die Nachtigall. Das muß nicht bei jedem Singvogel erneut gesagt werden. Im Gegenteil, der sparsame Kommentar vermeidet glücklicherweise den Anschein von lehrmeisterlicher Attitüde. Für den Laien reicht es, wenn er die Namen der Vögel eingeblendet sieht. Die Hauptsache sind eben die Vogelstimmen. Und deren Vielfalt und Musikalität steigert sich von Mal zu Mal.

Dierser Film ist sehenswert und wurde auch entsprechend bewertet. Von 4 „Laien-Juroren“ erhielt er die Höchstnote 5,o. Wann hat’s das schon mal gegeben in unserem Club?!



Bewertung: 4,44



Raimund Wildenhof