Filmbeschreibung


Epiros II - Eine kleine Region
ein Film von Klaus Lutze


Der Streifen zeigt uns eine Menge sehr schöner Landschaftsaufnahmen in einer etwas verschlafenen Bucht in Griechenland: Blumen und Blüten, eine schöner als die andere, in Großaufnahmen, dahinter das Wasser oder das kleine Hotel. Es spielt sich in der Nähe der Hafenstadt Sivota auf einer griechischen Insel ab. Vom Klaus wissen wir, daß er sich bei seinen Urlaubsreisen gern selbst versorgt. Von daher ergibt sich dann auch die Notwendigkeit, ins nahegelegene Hafenstädtchen zu wandern, um einzukaufen. Aber nicht nur das. Er wäre nicht Klaus, wenn er nicht gleichzeitig Land und Leute in seinen Kasten bringen wollte. Und das ist ihm wieder vollauf gelungen. Er hat alles eingefangen, was es dort zu sehen gibt: typisch ländliches Milieu mit alten Häusern und Hinterhöfen, Läden und einem bunten Marktgeschehen mit den Bäuerinnen, die ihre eigenen Produkte zum Verkauf anbieten. In den kleinen Sträßchen die üblichen Cafe’s, an denen - auch das wieder typisch - nur Männer sitzen und diskutieren oder spielen. Die Popen in ihren schwarzen Roben fehlen natürlich auch nicht, während die Frauen weiter handeln und verkaufen. Dazwischen knattern die kleinen Motorräder, wohl das einzige Verkehrsmittel in diesen winkligen und bergigen Straßen. Diese folkloristische Buntheit wird nahtlos aneinandergereiht, Szenen ohne Dramatik und Hektik. Natürlich darf auch der kleine Fischerhafen nicht fehlen mit den schaukelnden Fischerbooten und dem Hafenkai. Auch ein paar Segelboote haben sich hierher verirrt. Die wenigen Strände, die man zu Gesicht bekommt, sind fast leer. Man stellt freudig fest: diese Gegend ist noch nicht vom Massentourismus erobert worden. Das beruhigt. Wie eben der ganze Film beruhigt mit der scheinbar wahllosen Aneinanderreihung von Landschafts- und Menschenaufnahmen in den verschiedensten Situationen, die alle zusammengenommen das Kolorit dieser Gegend ausmachen.
Auch einen archäologischen Pfad gibt es dort, aber es sind mehr steinige Wege und Sträucher als antike Überreste zu bewundern. Und natürlich darf eine kurze Bootsfahrt in den nahegelegenen Touristenort Targa nicht fehlen. Hier geht es schon lebendiger zu, eben weil Touristen da sind. Aber auch hier fehlen nicht die typisch griechischen Accessoirs: Souvenirläden, Straßencafe’s, Popen, Marktszenen mit Frauen, überwiegend älteren Datums, Motorroller, Fischerboote und Hafenkai. Wir werden Zeuge einer lebhaften Diskussion unter Männern, bevor das kleine Motorboot wieder ablegt.
Das alles hat Klaus Lutze hervorragend gefilmt, mit vielen schönen Landschafts- und Großaufnahmen, die er dann auch recht gekonnt geschnitten und mit einem lockeren Kommentar, wie wir es von ihm gewohnt sind, versehen hat. Auch ein großer Bogen ist in diesem Film zu erkennen: Er beginnt romantisch und endet romantisch. Die herrlichen Blumen und Blüten am Strand zu Beginn finden ihr Pendant in einem glutroten Sonnenuntergang, wiederum am Strand, mit dem der Film endet.
Ein wenig irritiert hat einige Zuschauer der Bezug dieses Films im Anfangskommentar zu einem ersten Teil, der sich wohl in den griechischen Bergen abgespielt hat und in krassem Gegensatz zu dem stehen soll, was wir hier zu sehen bekamen. Der Autor sprach von „Zwei Welten“. Aber das kann eben nur einer nachvollziehen, der beide Streifen gesehen hat. Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten: Klaus Lutze hat uns mit diesem Urlaubsfilm und den herrlichen Aufnahmen ein buntes Bild griechischer Folklore in einer verträumten Bucht eindrucksvoll vor Augen geführt.


Bewertung 3,47


Raimund Wildenhof