Filmbeschreibung


MÄHRISCH-NEUSTADT, eine Rückschau 
von Gerold Schöbel

Gerold zeigt uns in der Rückschau, was sich in seiner Heimatstadt in der heutigen Tschechischen Republik alles verändert hat. Sein Film ist eine Bildgewordene Hommage an eine Stadt, die seine Jugend geprägt hat. Denkmäler von früheren Herrschern sind in die Stadt zurückgekehrt (wie das des Kaisers Josef II, einem Sohn Maria Theresias, der dort um 1750 die Leibeigenschaft abgeschafft hat). Viele Straßen und Gassen haben ihr Gesicht verändert und so hat die Stadt doch schon sehr die Ähnlichkeit mit der der schöbelschen Ära eingebüßt. Lediglich die dominierenden Bauten am Stadtplatz, vor allem das Rathaus, erstrahlen heute wieder im alten Glanz. Die Zuckerfabrik am Stadtrand, einst bedeutendster Arbeitsgeber, ist wegen Unrentabilität geschlossen und abgerissen worden. Bilder von der Sprengung des Schornsteins dokumentieren den Untergang. Die ehemalige Klosterkirche wurde zum Konzertsaal umfunktioniert, die einst gotischen Fenster zu Saalfenstern degradiert. Auch am Friedhof ging die Zeit nicht ohne Änderungen vorbei. Viele alte Gräber, so auch das der Großeltern von Schöbel, wurden aufgelassen. Die leeren Flächen sehen trostlos aus. Pfarrer Jarosch, der viele Jahrzehnte in Neustadt wirkte, ist pensioniert und lebt heute in seiner Geburtsstadt in Deutsch-Krawar. Ein Besuch bei ihm darf deshalb nicht im Film fehlen. Aber auch die nähere Umgebung von Neustadt mit ihren Ausflugszielen enthält der filmische Rückblick, der damit auch Eindrücke vom Neustädter Ländchen vermittelt. Der 49 Minuten lange Film ist für die Landsleute von Gerold, für die der Film gemacht ist, sicher keine Minute zu lang. Für nicht Mährisch-Neustädter könnten sicher einige Passagen –wie das Konzert in der ehemaligen Kirche, oder der Abriss der Zuckerfabrik – gekürzt werden. Dies steht jedoch nicht zur Debatte, zumal es sich nicht um einen Wettbewerbsfilm handelt. An der Musik „Morgenstimmung“ von Edward Grieg unter der Bradesteinwanderung haben sich einige gestört, weil zu bekannt. Dass aber genau die immer von einem Drehorgelspieler am Eingang zu dem Weg gespielt worden ist, wissen eben nur Mährisch-Neustädter. Der Film ist insgesamt sauber bearbeitet, guter Kommentar und zeigt wie immer bei Gerold, interessante Bildeinstellungen und Großaufnahmen. Zweifellos ist wieder einmal der falsche Maßstab bei der Beurteilung angewandt worden, bei dem wohl im Vordergrund stand – Thema ist für mich interessant oder nicht -, so dass der Filmgestaltung kaum Beachtung geschenkt wurde. Sonst wäre wohl eine Bewertung von 3,38 noch unverständlicher.



Josef Dworschak