Filmbeschreibung


Java - Das Inselreich der Götter
ein Film von Klaus Lutze

Gleich der Anfang zeigt, daß es sich hier um einen Urlaubsfilm handeln wird. Man sieht den Autor bei der Vorbereitung, dann kommen Flugaufnahmen, ab und zu von Kartenausschnitten unterbrochen, und vom Ziel erfahren wir, daß es sich um ca. 14000 Inseln handelt, aus denen der indonesische Staat besteht. Eine davon ist Java, die langsam unter uns auftaucht. Landung, und dann gibt es schon viele interessante Dinge in diesem fernöstlichen Bereich zu sehen: idyllische Gassen, Menschen in bescheidenen Wohnverhältnissen, ein schmutziger Fluß, Bauarbeiter, Fahrradtaxis, daneben wirkt die luxuriöse Landeszentralbank wie ein Fremdkörper. Zur Folklore gehören auch rituelle Tänze von anmutigen Schönen sowie Kampfspiele mit Messerstechern, um die Dämonen zu vertreiben. Das alles in Showform mit dem Gamelanorchester. In einer einsamen Gegend - man muß unseren Klaus Lutze mit seiner Frau schon bewundern, an welche Plätze er sich traut (!!) - gibt es einen Vogelmarkt, versteckt zwischen Häusern. Auch Kampfhähne werden irgendwo gehandelt, der Taxifahrer wartet und schläft. Einblicke bekommen wir ebenso in das Leben und Treiben von typischen Handwerks- und Batikkünstlern. Dann geht es über Land. Wir sehen den größten buddhistischen Tempelkomplex in dieser Region. Einmalig der Aufstieg, der sich über 5 km in kreisförmigem Weg bis zur obersten Stufe am Gipfel hinaufschlängelt. Es soll eines der 8 Weltwunder sein. Irgendwo in dieser Gegend gibt es auch einen großen hinduistischen Tempel mit einer anderen Stilrichtung, eingerahmt in eine herrliche Berglandschaft, mit vielen Vulkanen und einigen Schwefelquellen. Eine Handvoll Touristen wandert auf den Kraterrändern herum, wir erleben einen sehr ausführlichen Sonnenaufgang, zum Schluß noch einen Besuch in einer Großfamilie, wo eifrig gekauft und gehandelt wird. Man muß ja was nach Hause mitbringen!

Die Bewertung dieses Films fiel unterschiedlich aus. Man bemängelte zuviel Zoom, Bildsprünge, unruhige Bilder, ohne Stativ gedreht, zu viele Standbilder, besonders beim Sonnenaufgang, Stromleitungsmasten vor einer Bergkulisse. Gleichzeitig wurde aber auch anerkennend über herrliche Großaufnahmen geurteilt, über Stimmungsbilder und typische Folklore in einsamen Gegenden, wo sich sonst keiner hintraut, gekonnte Musikuntermalung mit interessanten Klanggeräuschen sowie gute Informationen über Götter, Land und Leute.

Vielleicht war das eine oder andere Urteil so hart, weil wir vom Klaus, rein handwerklich betrachtet, ganz andere und wesentlich bessere Filme kennengelernt haben. Aber ich finde, das ist ungerecht. Wir alle haben schon Urlaubsfilme gedreht, wo es an allen Seiten wackelt und zoomt, wo am Anfang der Flug und am Ende der Sonnenuntergang steht, dazwischen bunte Bilder von Einheimischen, ohne Thematik aneinandergereiht. Klaus hat diesen Film vor 10 Jahren fertiggestellt und nicht mehr überarbeitet. Das, was den Film auszeichnet, sind die vielen Eindrücke, Informationen und Stimmungen, die rüberkommen. Darauf müssen wir als Kritiker achten, nicht sosehr und schon gar nicht in erster Linie darauf, wo die Fehler stecken. Damals war Klaus übrigens noch nicht im Club!. Daran erkennt man auch seine Fähigkeit zu lernen und Fortschritte zu machen. Und weil das so ist, müssen wir diesen Film einfach als ein historisches Dokument betrachten und so nehmen wie er ist (und wie die meisten unserer Erstfilme auch sind): Zwischenstationen im Filmschaffen. Bei den Profis kommt das ja auch vor: die Filme gleich nach dem Krieg sehen anders aus als die heutigen.


Bewertung: 3,32


Raimund Wildenhof