Filmbeschreibung


DER ALTVATERTURM
von Gerold Schöbel

Gerold erzählt uns vom Schicksal eines Aussichtsturms seiner früheren Heimat, des Altvaterturms auf dem Gipfel des Altvatergebirges in Nordmähren. 1912 erbaut, entsprach der Bau dem Geschmack der damaligen Zeit. Das bekannte Ausflugsziel enthielt eine gemütliche Gaststube und war allseits sehr beliebt. Seit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung war der Turm dem Verfall preisgegeben. 1950 stürzte er ein und die Tschechen sprengten 1958 den Rest. Die Russen erbauten an seiner Stelle einen eisernen Horchposten, um Westgespräche abzuhören.
Nach der Wende entstand an Stelle dieses Horchpostens ein Fernsehturm mit Betriebsräumen und einer Gaststätte. An die anheimelnde Atmosphäre des früheren Turms konnte das neue Bauwerk nicht anschließen.
Die ehemaligen Bewohner der Umgebung gründeten deshalb einen Verein, der den Wiederaufbau des Altvaterturms in seiner originalen Form anstrebte. Die Suche eines Standplatzes in der Wetterau scheiterte an der politischen Einstellung der damaligen Landesregierung. Schließlich fand der Verein in Thüringen, bei Lehesten auf dem Wetzstein den geeigneten Platz. Ein unterhalb gelegenes Schieferbergwerk war wegen Unrentabilität geschlossen und zum Industriepark umgestaltet worden. Die Anrainer waren sich einig: Ein Aussichtsturm in der Nähe würde ein zusätzlicher Anziehungspunkt sein. Im Jahre 2000 erfolgte die Grundsteinlegung und 2004 die Einweihung des Neubaus. Der Turm entspricht in allen Details dem Original und auch die Gaststube ist wieder enthalten. Gleichzeitig ist es aber auch eine Gedenkstätte für die Heimatvertriebenen.
Eine gründliche Recherche und ein ausgezeichneter Kommentar lassen dem Zuschauer das Turmschicksal miterleben. Ein Themenfilm, der eine klare Aussage hat und in bester Manier umgesetzt wurde. Etwas zu lang geraten ist nach Meinung der Zuschauer die Erörterung des früheren Schieferbergwerks und bei einigen Szenen fiel ein Rauschen beim Einsatz des Kommentars auf. Musik ist, wie immer, Ansichtssache. Aber Dramatik ist dort schon angebracht.


Die Bewertung ergab: 3,46


Josef Dworschak