Filmbeschreibung


Kulturelle Vielfalt Südjapans
Ein Film von Horst und Margot Jastrow

Willst du die Welt kennenlernen, so mußt du in einen Filmclub eintreten. Dann siehst du sie oder Teile von ihr auf jeden Fall im Bild. Irgend jemand aus dem Club fliegt sicher zu Orten oder Gegenden auf unserem Planeten, an denen du noch nicht warst, bringt von dort einen Film mit und zeigt ihn im Club..
Unser Autor Horst Jastrow ist inzwischen bekannt dafür, daß er zu solchen Welteroberern gehört und uns an seinen Erlebnissen teilnehmen läßt. Diesmal hatte ihn seine Reiselust nach Südjapan geführt, zu den Inseln Kyushu und Shikoku. Sicher bin ich nicht der einzige, dem diese beiden Namen bisher unbekannt waren. Dafür kennen wir aber alle die Stadt Nagasaki, wo die erste Atombombe fiel, und die liegt auf Kyushu. Zum Andenken daran wurde dort an der Stelle des Bombeneinschlags ein großer Friedenspark angelegt, mit einem monumentalen Denkmal in der Mitte und einer Friedensglocke. Auch finden sich dort viele Skulpturen und Denkmäler von Künstlern aus der ganzen Welt. 
Nagasaki liegt am Meer. Während der Hafenrundfahrt erfuhren wir, daß die Portugiesen die ersten Europäer waren, die im 16. Jahrhundert dort landeten und die Ureinwohner zum Christentum bekehrten, was allerdings zwei Jahrhunderte später von Staats wegen wieder verboten wurde. Im Hafengelände hat der Großkonzern Mitsubishi mit großen Reedereien und vielen Frachtschiffen seinen Stammsitz. Im 19. Jahrhundert war aus Schottland ein gewisser Herr Glove dorthin gekommen, eine etwas zwielichtige Gestalt, aber sehr erfolgreich. Er brachte die erste Eisenbahn und die erste Druckerpresse nach Japan, lieferte aber auch Waffen für die ansässigen Samurais. Das muß ihn sehr reich gemacht haben,. wie man noch heute an seiner riesigen Villa erkennen kann. Übrigens war er auch ein Musikliebhaber. Das bezeugt eine Statue Puccini’s im Garten, mit einem Schmetterling auf der Schulter. Dieser verweist auf die nicht weit davon entfernt stehende Madame Butterfly. Zarter Hinweis auf die gleichnamige Operette des Komponisten! 
In der Chinatown kann man das chinesische Schachspiel kennenlernen, ansonsten sieht es dort aus wie in jeder anderen China-Enklave auf der Welt. Den noch aktiven Vulkan Also konnte man im Nebel nicht zu Gesicht bekommen, dafür gab es aber im Gebiet von Beppu ein riesiges Thermalgebiet zu bewundern und auch einen Bambuswald mit vielen über 1000 Jahre alten Buddhaskulpturen, aus dem Tuffstein des Aso gehauen. Das Holz der langen Bambusstämme braucht man zum Bauen und zur Herstellung von Musikinstrumenten. Auch wird In dieser sehr fruchtbaren Region viel Reis angebaut,
Auf der Insel Shikoku liegt der Badekurort Matsuyama. Die Thermalbäder werden auch dort von benachbarten Quellen gespeist. Auffallend die Badetouristen: alle bekleidet mit Bademänteln und Sandalen, allerdings jeweils unterschieden in Farbe und Schnitt. Jeder trägt in der Hand ein Körbchen mit Seife, Kamm und Bürste. An diesem Outfit, das vom Hotel gestellt wird, erkennt man, ob der Passant aus einem 4- oder einem Gar-keine-Sterne-Hotel kommt. Gebadet wird nackt, Männlein und Weiblein getrennt. Der Autor zeigt uns in dieser Stadt auch ein typisch japanisches Haus mit großzügiger Inneneinrichtung, und auch der Garten mit seiner exotischen Pflanzen- und Baumpflegekultur darf nicht fehlen. In Uchiko werden wir Zeuge bei der Herstellung und Bearbeitung von Pflanzenwachs, sonst kommt das Wachs ja bekanntlich von Tieren! Die handgefertigten Kerzen kann man für 2 bis 250 Euro pro Stück erwerben. Und am Schluß faßt der Autor das Gesehene noch einmal kurz und eindrucksvoll zusammen und beendet so den recht interessanten und Informativen Film.
Horst Jastrow hat es sehr gut verstanden, uns die kulturellen Aspekte und Besonderheiten auf diesen südjapanischen Inseln näher zu bringen. Das geschieht durch herrliche Landschafts- und Großaufnahmen von Einwohnern und Gebäuden und durch immer wieder eingeblendete Kartenausschnitte. Dadurch weiß man gleich, wo man sich befindet. Der Kommentar, abwechselnd von seiner Frau und ihm gesprochen, ist angenehm zu hören und sehr informativ. Bei der Besprechung entspann sich eine längere Diskussion über die zumutbare Länge eines solchen Reisefilms. Nach meiner Meinung waren diese 26 Minuten überhaupt nicht zu lang. Aber es gibt eben auch hier - wie überall - verschiedene Ansichten. Für mich - und wohl auch für die meisten - bleibt der Eindruck einer gelungenen Darstellung in unserem Metier Film, das sich bekanntlich zusammensetzt aus Bildern und nochmals Bildern (die sollten interessant und nicht langweilig sein und keine handwerklichen Fehler haben!), passender Musikuntermalung und unterstützender Erklärung zu dem, was man da sieht.


Bewertung: 3,935


Raimund Wildenhof