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Namibia
von Gerd Streckfuß
Es ist wohl auch ein Urlaubsfilm, den uns Gerd Streckfuß hier zeigt. Aber
sicher ein wenig anders, als man ihn von den üblichen Filmen aus dieser
ehemaligen deutschen Kolonie im Südwesten Afrika’s gewohnt ist. Man
bekommt auch wilde Tiere zu sehen sowie schöne Aufnahmen von Städten und
Landschaften, von Einheimischen, deutschen Straßenschildern, Denkmälern
und Wandtafeln, die heute noch an die ehemaligen Kolonialherren erinnern.
Anders ist nur der Kommentar, leicht sarkastisch, dabei feinfühlig lächelnd,
mit kleinen negativen Seitenhieben, alles in allem aber mit einem
verzeihendem Humor.
Das fängt schon gleich so richtig an: Flugreise nach Namibia,
ausgeschrieben von der Kreissparkasse. Muß man da Oberhaupt hin? Könnte
man das Geld nicht besser verwenden? Der Flug selbst: 11 Stunden -
Holzklasse – na ja! Aber schließlich ist man ja doch noch angekommen.
Und jetzt gibt es tatsächlich viel zu sehen.
Windhoek, mit der kleinen aber sauberen Innenstadt, Museumsgebäude, Denkmäler,
deutsche Schrift, untermalt mit dem alten Südwestlied, („sanfter“
Hinweis auf die Kolonialzeit) - im Gegensatz dazu tanzende und trommelnde
schwarze Kinder auf der Straße. Dann noch eine Stadt: Lüderitz. Auch
hier saubere Häuser, ein altes Amtsgericht, „Erich's Restaurant“,
eine Tafel mit Hinweis auf das Kaiserreich, das Hotel in einem weiten
Park, in dem ein recht großer Lux frei herumspaziert und den
Reiseteilnehmern offensichtlich einigen Respekt einflößt. Zwischendurch
immer wieder Fahrten in kleinen und großen Bussen durch wunderschöne
Gegenden auf langen Landstraßen, vorbei an immer neuen Eindrücken. Ganz
besonders farbenfroh die riesige Dünenlandschaft in Totale und Großaufnahmen,
dann ein etwas bizarr wirkendes Felsengebiet, in dem die Reisegruppe
herumkraxelt. An einem rotbraunen Felsen werden rätselhafte Einritzungen
unbekannter Herkunft und Bedeutung gezeigt, angeblich 6000 Jahre alt. Aber
auch schlafende Touristen im Reisebus, denen die schönen Landschaften außerhalb
egal zu sein scheinen. Absicht? Der Busfahrer und Reiseleiter in
Personalunion wird in seinem steifen Erscheinungsbild und seiner
konservativen Einstellung ein wenig karikiert.
An
einem Strand mit vielen einheimischen Badegästen kommt man auch vorbei,
wie ebenfalls an einer von angeblich 28 Meeresbuchten, in denen eine
riesige Menge von Seerobben in ihrem Treiben zu bewundern ist. Der Hinweis
auf den Gestank, der nichts für empfindliche Nasen sei, durfte nicht
fehlen. Wir waren auch in der Etoshapfanne. Leider hatte es dort nach längerer
Trockenzeit wohl erst vor kurzem stark geregnet, so daß Straßen und Wege
teilweise Überschwemmt waren und vorsichtige Busfahrer erst mal
abwarteten, wie es andere Autos durch die nasse Furt schafften! Auch hat
sich dadurch die Anzahl von Wasserlöchern drastisch erhöht, was wohl der
Grund dafür war, daß die Reisegruppe nicht so viele wilde Tiere zu
Gesicht bekam, wie man es wohl erwartet hatte. Die Tiere konnten sich eben
auf mehrere Wasserstellen verteilen. Trotzdem hat uns Gerd mit den Bildern
von Unterholz und dem Kopfskelett eines Nashorns im Hoteleingangsbereich
den Eindruck vermittelt, daß es da sicher noch mehr zu sehen gibt.
Bezeichnend übrigens auch der Hinweis, daß auf dem Rückflug „Seine
Exzellenz, der Präsident von Namibia“ im gleichen Flugzeug mitgeflogen
ist, allerdings nicht in der Holzklasse.
Trotz allem sei aber, so klingt es versöhnlich am Schluß, die Reise nach
Namibia eine runde Sache gewesen.
Bemängelt wurde in der anschließenden Aussprache, daß man bei den
einzelnen Szenen nicht genügend verweilen konnte, es habe die nötige
Zeit und Ruhe zum Angucken gefehlt, um die herrlichen Aufnahmen genießen
zu können. Die Themen seien nur angerissen gewesen in Form von
Andeutungen, Schnappschüssen, Mosaiks. Für mich ist der Film trotzdem
gelungen. Gerade in der Schnelligkeit der Szenenfolge steckt Dynamik.
Hinzu kommen die vielen mehr oder weniger versteckten Seitenhiebe in Bild
und Ton auf die Erlebnisse und Kuriositäten dieser Reise: Reisegruppe und
Busfahrer/Reiseführer werden ab und zu leicht lächelnd auf den Arm
genommen. Dem Autor, das war mein Eindruck, ging es nicht so sehr um eine
reine Aufzählung von Urlaubserlebnissen in Südwestafrika, er wollte
sicher auch das eine oder andere kritisch kommentieren, erfreulicherweise
mit einem spitzbübischen Lächeln.
Bewertung
3,414
Raimund
Wildenhof
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