Filmbeschreibung


Eine Kajakfahrt ist lustig ...?
von Roland Schmidt

War da nun ein Fragezeichen im Titel oder nicht? Das wurde bei der Besprechung diskutiert. Ich gebe zu, auch mir war es beim ersten Anschauen nicht aufgefallen. Philosophisch kann man fragen, wofür dieses Fragezechen überhaupt im Titel steht: wird die Lustigkeit der Kajakfahrt bezweifelt gegenüber der einer Seefahrt oder ist das eine vorweg genommene Anspielung auf lustige Szenen, die dann tatsächlich auch vorkamen, oder präsentierte sich die Teilnehmerschar insgesamt als gemischt lustig? Oder ist es ein leiser Hinweis auf den folgenden Kommentar in Reimform? All diese Fragen blieben letztlich unbeantwortet. Aber das macht ja nichts und ist auch kein Manko.

Auch so bleibt der Film das, was er ist und sein soll: eine Erinnerung an einen gelungenen Urlaubstag in einer herrlichen Landschaft und einer trefflichen (Boots) Wandergruppe. Die Wisent im Frankenland, das ist schon etwas Besonderes, was nicht jedes Flüßchen zu bieten hat. Es schlängelt sich durch Wiesen und Felder, nicht zu breit und auch nicht zu schmal, vorbei an hohen Felswänden und Blumensträuchern. Wasservögel und Enten mit Jungen sind auch da, und man kann in einem Boot beschaulich dahingleiten und die Natur genießen, sofern nicht bösartige Konkurrenten einen dabei durch kleinere Attacken zu stören versuchen. Zwischendurch gibt es Abwechslung durch Stromschnellen, wo man schon ein bißchen aufpassen muß. Das alles hat Roland mit sehr schönen Großaufnahmen eingefangen und dabei tatsächlich Lustiges festgehalten: beim Ein- und Aussteigen aus den wackligen Dingern z.B., bei dem man schon erhebliche Leistungsunterschiede zwischen jungen und mitteljungen Teilnehmern registrieren konnte. Bevor die Interessenten in die freie Natur auf dem Wasser entlassen wurden, gab es noch eine kleine Lehrstunde über den Umgang mit dem Paddel und dem Sitzverhalten im Boot. Dann ging’s los, und alle kamen auch ein paar Kilometer weiter unten heil an trotz mancher mehr oder weniger gelungenen Herausforderungen an ihr Gleichgewichtsgefühl. Begleitet wurden die sehr schönen Aufnahmen mit einem Kommentar, den Roland erstmalig – soweit ich weiß – in Versform gegossen hatte. Alle Achtung! So etwas ist nicht ohne! Aber es hat geklappt – und zum aller-allergrößten Teil reimte sich das auch!

Mancher vermißte in diesem zeitlos beschaulichen Streifen handfeste Hinweise auf Zeit und Ort und andere nützliche Dinge, die zu einer Bootsfahrt gehören. Als Beispiel wurde auf die berühmte Isar-Floßfahrt hingewiesen. Aber ich meine, das muß nicht unbedingt sein. Und jeder Autor hat das Recht, auf allgemeingültige Klischees in seinen Filmen zu verzichten. Denn dass dieser Streifen – wie von Roland nicht anders zu erwarten – meisterlich aufgenommen (Kamera-Standpunkte), abwechslunsreich geschnitten und dynamisch – auch mit Gags – zusammengestellt ist, daran hat niemand gezweifelt. Gut so!



Bewertung: 3,704



Raimund Wildenhof