Filmbeschreibung


Risiko inclusiv
von Klaus Lutze

Ein Kurzurlaub führte die Großfamilie Lutze nach Marokko. Völlig verdutzt vernahm ich aus dem Filmkommentar, dass man jetzt – gerade erst in Marrakesch gelandet – zunächst mal ein Quartier (kein Hotel) in der Stadt für die nächsten Tage suchen müsse. Man, das sind 7 Personen inclusive Enkel, wenn ich richtig gezählt habe! Dasselbe geschah dann noch einmal am nächsten Urlaubsort in Essaouira am Meer. Das sind sicher auffallende Urlaubsgebräuche, die bei Fernreisen aus Deutschland wohl nicht so oft zur Anwendung kommen, auch wenn der eine oder andere Jugendliche sich so die Welt erobert. Sicher hat der französische Schwiegersohn eine wichtige Rolle bei der Urlaubsplanung gespielt. Wie dem auch sei. Das mit den Wohnungen in den beiden Städten hat dann aber offensichtlich flott und gut geklappt, und die Wohnungen sahen auch recht ordentlich und hygienisch gepflegt aus. 

Ganz im Gegenteil zu den sonstigen Eindrücken des städtischen Alltagslebens in den beiden Urlaubsorten mit ihren engen Gäßchen und Straßen, den Bazars sowie in den Souks, den Restaurants und Geschäften und bei den Handwerkern auf der Straße. Hierzu passt der Titel mit den möglichen Risiken einer solchen Reise. Und trotzdem ist das ein schöner Familienfilm. Die Familie lebt mit den Einheimischen auf der Straße. Die Aufnahmen von den Menschen in ihrem Alltag sind interessant, bunt, abwechslungsreich und spiegeln das typisch arabische Leben wider. Von den großartigen Gebäuden sieht man nicht viel. Lediglich auf der Kuppel einer Moschee nistet ein Storch. Dafür gibt es das Leben auf dem Marktplatz mit Gauklern, Saftpressern und Erzählern. Auch die Blicke in die einzelnen Stände im Bazar treffen das typisch Folkloristische. Man staunt, wie viele persönliche Großaufnahmen unser Klaus da einfängt (mit List und Tücke, wie er nachher zugibt!). Das alles ist tagsüber ein buntes Gemisch, in das auch der Weg zum Stammcafe mit dem reichhaltigen Frühstück passt. Nachts wird es dann ruhiger, dafür leuchtet der Platz umso intensiver, ein wenig geheimnisvoll. Die nächtliche Ruhe wird durch die Müllabfuhr und den Gebetsruf des Muezzims unterbrochen.

In Essaouira kommen noch andere Eindrücke hinzu: die vom Hafen und dem Meer, den heimkehrenden Fischern und den Möwen und von dem vielfältigen Fangangebot in den Booten. Auch wird schon mal so ein Fisch auf die Straße geworfen, um einen möglichen Kaufinteressenten auf ihn aufmerksam zu machen. Hygiene? Naja. Zumal es da auch noch Katzen gibt. Eine beißt. Sind da nicht auch noch Flöhe in der Nähe? Den absoluten Höhepunkt – neben sonstigem Essensangebot auf dem Platz von Rohkost, Suppe und Früchten - bildete aber die Zubereitung und der Verzehr des Couscous im Restaurant. Gegen den im voraus ausgehandelten Preis von umgerechnet 10 Euro für alle zusammen ist nichts einzuwenden. Und es hat sicher lecker geschmeckt. Über die Folgeschäden würde später berichtet, sagte der Autor. Er sagte überhaupt sehr viel und dazu noch, wie wir es von ihm kennen, recht witzig und hintergründig, glaubwürdig eben. Dieser Kommentar ist tatsächlich – neben den herrlichen Aufnahmen und den dynamischen Schnitten natürlich – das A und O dieses Familienfilms. Die Kombination von Familie und Straße in exotischer Umgebung mit all den möglichen Facetten ist unserem Klaus wieder hervorragend geglückt. Und auch auf die diversen Risiken wurde mehr oder weniger dezent hingewiesen. Toll. 


Bewertung: 3,863


Raimund Wildenhof