Filmbeschreibung


Camping in Verdun
Ein Film von Gerold Schöbel

Gerold nimmt uns in diesem Film mit nach Verdun. Bei dem Titel erwartet man nun ausgiebige Campingerlebnisse, also Geschehen, wie sie sich bei einem Campingaufenthalt ergeben. Das aber ist nur die Rahmenhandlung. Was folgt, ist eine äußerst plastische Darstellung dessen, was sich während des ersten Weltkrieges dort abgespielt hat, nämlich ein Krieg im Krieg! Es bedarf schon einer sehr genauen Recherche, um den damaligen Verlauf schildern zu können und die heute, nach mehr als 90 Jahren, noch interessanten Orte aufzusuchen. Mit Kartenausschnitten werden wir auf Souilly, südlich von Verdun verwiesen, wo General Pétain und sein amerikanischer Mitstreiter, General Persching ihr Hauptquartier hatten , oder auf Clermont en Argonne, 40 km westlich von Verdun, wo der „Krieg im Krieg“ stattfand. Was in unseren Tagen gezeigt werden kann, sind ja starre, statische Zeugen des Wahnsinns eines Krieges. Gerold ist es aber gelungen, mit seinen Kameraeinstellungen und wechselhaften Blickpunkten eine Spannung aufzubauen. Wie Horst nach dem Film treffend bemerkte: „Es ist einem kalt geworden beim Anblick nur der Reste des Grauens.“ Wesentlich dazu beigetragen hat vor allem die bewegte Kamera, die den Besuchern in die diversen Stollen der Bunkeranlagen folgt. Und die Wucht der Kanoneneinschläge wurde deutlich durch Fahraufnahmen über eine zerfetzte Panzerkuppel eines Kanonenbunkers, die trotz ihrer mächtigen Materialdicke in Stücke gerissen wurde. Durch Übernahme einzelner Gefechtsszenen aus Filmen, die im Museum gezeigt wurden, bekam das Geschehen einen Realitätsbezug, den eine hervorragend ausgewählte Musik eindruckvoll unterstützt. Der Film zeigt auch den 350 m lange Kaisertunnel, das Camp Marguerre, einen Garnisonsplatz der Truppen, der nur 20 km hinter der Front den Soldaten zur Erholung diente, oder auch das Hauptquartier des deutschen Kronprinzen Hier wurde ein geschichtliches Thema abgehandelt ohne Parteilichkeit aber so eindrucksvoll, dass man sich fragt, warum die Menschheit so unfähig ist, aus der Geschichte zu lernen. Und weil der Titel „Camping in Verdun“ heißt, zeigt die Rahmenhandlung auch Szenen vom Campingplatz. Das wurde in der anschließenden Diskussion beanstandet, weil das eigentliche Thema sich mit den Schrecken des ersten Weltkrieges befasst Der Film aber ist hervorragend gelungen, was die ausgiebige Diskussion bewies. Dass er trotzdem nur eine Bewertung mit 3,55 erhielt, bleibt das Geheimnis unserer Einschätzung von derartigen geschichtlichen Themen. Wahrscheinlich hat unsere Generation selbst zu viel davon erlebt.


Josef Dworschak