Filmbeschreibung


Kreta – ein Gebirge im Meer
ein Film von Artur Westenberger

In diesem Film findet sich alles, was man von einem Urlaubsfilm erwartet. Schöne Landschaften, Fahrten über normale und einsame Straßen, vorbei an alten Häusern, Trümmern von ehemaligen Bauten, die mal sicher riesig waren, und Palästen, - auch vorbei an Klöstern, Kirchen und Fischerdörfern mit ihren idyllischen Häfen, in denen farbige Fischerboote im Wasser schaukeln, und auch vorbei an Blumen, Bäumen, Bergspitzen und Tälern. Dazwischen gibt es Szenen von Märkten, Menschen auf den Straßen und in Cafe‘s, Altstadt-Idylle mit plaudernden Einheimischen in Tavernen und an Tischen auf der Gasse mit den entsprechenden Getränken. Auch fehlen nicht – was ja überall vorkommt – Bilder von weniger attraktiven Häusern, schlechten Straßen und hetzenden Menschen. 

Artur hatte sich mit seiner Familie in einer sehr ansprechenden kleinen Pension bei einem griechischen Ehepaar einquartiert, um dem Touristenrummel zu entgehen. Man sieht die freundlichen Gastgeber, wie sie sich um ihre Gäste kümmern. Der Hausherr spricht deutsch und ist Reiseführer. Auch die Frau hilft ihren Gästen, wenn sie sprachliche Probleme in Geschäften und Restaurants haben, so hörten wir. Und das Auto war immer dabei. Die diversen Fahrten über die ganze Insel kann man getrost als roten Faden bezeichnen, der den Zuschauer zu den Sehenswürdigkeiten begleitete.

Wir sind auf Kreta, jener Insel im Mittelmeer, die schon viele Herren unterschiedlichster Richtung gesehen hat. Minoer, Türken, Römer, Byzantiner und Venezianer wechselten sich hier ab – wie es auch woanders im Mittelmeerraum geschah. Und alle haben ihre Spuren hinterlassen, auf und in denen die modernen Touristen allein oder in Reisegruppen herumlaufen oder -fahren. Das Besondere dieser Insel ist, dass sie relativ überschaubar ist, recht beachtliche Höhen aufweist und entsprechend auch tiefe Täler. Bis zu 2500 Meter soll der höchste Gipfel sein. Es gibt eine sehr große fruchtbare Hochebene, eingebettet in eine sie umgebende Bergkette, an deren Hängen die Dörfer wie angeklebt zu schlafen scheinen. Aber es gibt auch einsame Strände, die nicht immer malerisch sind, Häfen und Boote. Aus dem Meer hebt sich diese Insel hervor. Man sieht es im Film, Straßen bergauf und bergab, manchmal direkt am Abhang (bloß nicht hinunterfallen!), herrliche Panoramablicke von den Pässen aus, rundum und hinunter ans Meer. 

Auch das Historische kommt nicht zu kurz, aber zum Glück auch nicht zu lang. Die ganzen Geschichten wer mit wem zu welcher Zeit und wie viele Jahre– das bleibt sowieso nicht im Gedächtnis. Es bleibt aber der Eindruck, daß es dort viel zu sehen gibt. Die Aufnahmen sind gut, abwechslungsreich in Kameraführung, unterschiedlichen Formaten und Kamerastandpunkten, sauber geschnitten, wenig gezoomt, alles das, was so echte Filmer wie wir gern sehen wollen. Was ein bisschen fehlt, ist die Übersicht über die einzelnen Orte des Geschehens. Hier wären ein paar Kartenausschnitte von Vorteil gewesen. Der Kommentar ist ausführlich und gründlich recherchiert. Aber leider kann man nicht alles gut verstehen. Das gilt besonders für die diversen Ortsnamen, Klöster und historischen Kirchen, die gezeigt wurden. Auch ist er ein wenig zu hastig gesprochen und unterschiedlich in der Lautstärke. Aber das kann man ja noch verbessern. Es bleiben die Bilder dieser eindrucksvollen Insel mit ihren Landschaften, der Folklore und den Kulturgütern. Sehr interessant und originell ist übrigens auch der Titel gestaltet, und irgendwann wird aus einem kräftig in die Höhe geschlagenen Golfball in Sekundenschnelle ein Vogel über dem Meer. Hat der den gefressen?


Bewertung: 3,520


Raimund Wildenhof