Filmbeschreibung


Unterwegs auf sechs Rädern
ein Film von Gerold Schöbel 

Jetzt wird unser Gerold sportlich, so dachte ich, als ich den Titel erfuhr. Dabei ist er das ja schon mit seinem Reiten und Fliegen! Und jetzt noch eine Fahrradtour zu sechst?! Aber daraus wurde nichts. Des Titels Lösung ist sein Auto mit Campinganhänger. Also in die falsche Richtung gedacht. War’s der Titel? Macht nichts. Wir haben einen schönen Urlaubsfilm gesehen über eine Rundreise durch den östlichen Teil von Frankreich: Burgund – Jura – Lothringen. Am Schluß dann die überraschende Ankündigung, dass dies erst der erste Teil sei. Also können wir uns noch auf einen zweiten Teil freuen. Und seine liebe Frau Else ist immer dabei und führt uns wie an einem roten Faden durch die Bilder. So wird aus dem Urlaubs- ein Familienfilm, und dadurch erhält er einen hohen Stellenwert, als persönliche Erinnerung.

Einen Frankreichfan zieht es immer wieder in dieses Land. Und es gibt dort ja auch viel Schönes und Interessantes zu sehen. Diesmal war es eine Städtereise durch den Jura. Gerold zeigte uns sechs typische Städte und deren Umgebung. Das alles ist möglich, weil er mit seiner Campingausrüstung sehr beweglich ist und Hotels oder Pensionen links liegen lassen kann. Dole war die erste Stadt, in der die Familie Schöbel Halt machte. Das wird in Frankreich zwar anders geschrieben, mit einem ´`, aber das krieg ich auf meinem Computer nicht hin. Also diese Stadt. Sie ist schön, interessant, mit vielen malerischen Straßenzügen und Häusern, einer Kathedrale im gotischen Stil, mit einer Riesenorgel und bunten Fenstern, einem idyllischen Flüsschen, auf dem man mit einem Bötchen ganz gemütlich an wirklich schönen Uferpartien mit Sträuchern und Seerosen vorbeigleiten kann und auch durch eine Schleuse kommt. Eigner, Schaffner und Kapitän dieser kleinen Flußfähre ist übrigens ein und dieselbe Person!. Dann gibt es da noch einen riesigen Markt mit allerlei Leckereien aus dem Meer und eine Großmarkthalle. Restaurants in der Altstadt mit lauschigen Gärten, die zum Essen einladen, sind gut gefüllt, und Schöbels halten da fleißig mit. So etwa sieht es wohl - mit mehr oder weniger kleinen Unterschieden - in den meisten französischen Städten mit historischer Tradition aus, zumindest in denen, in die sich Touristen verlaufen. Zu vergessen auch nicht alte Festungsanlagen, Stadtmauern mit Wehrgängen und Türmen und ansehnliche Schlösser in riesigen Gärten, die aus weit vergangenen Zeiten im Mittelalter stammen.

Unser Autor hat es verstanden, aus dem Angebot an architektonischen Gleichheiten oder Ähnlichkeiten in den einzelnen Ortschaften, die er besuchte, das Typische einer jeden Stadt herauszuheben. Dadurch behielt der sonst sehr lange Film seine Spannung und blieb bis zum Schluß interessant. So ist es in Dole der Hinweis, dass hier Louis Pasteur, der berühmte Chemiker und Mikrobiologe, geboren wurde und lange in dieser Stadt wirkte und dass in diesem Marktflecken ein reges Veranstaltungskarussel sich dreht, was man vom Drehmoment her auch vom dortigen Casino behaupten kann. In Salin Les Bains erfahren wir von den Salzquellen, die das sog. Weiße Gold lieferten, von denen die Stadt seit dem 14. Jahrhundert bis weit ins 20. hinein profitierte. Sehenswert die tief im Berg liegende Saline aus dem Mittelalter, die noch heute zu bewundern ist. Arbois zeigt sich als mit vielen Blumen geschmückte Stadt und beeindruckenden Laubengängen im Stadtzentrum. Um die Stadt herum das größte Weingebiet des Jura und in der Stadt demzufolge eine große Anzahl von Weingütern und Weinhändlern, .fast Haus an Haus. In dieser Gegend liegt auch auf einem Felsvorsprung das berühmte Chateau Chalon, die Hochburg des gelben Weines. Und noch etwas Besonderers gibt es dort: eine romanische Kirche, deren wuchtiges Äußere eine Menge von Hobby- und anderen Malern anzieht, und von wo man auch einen imposanten Rundblick über die Weinberge genießen kann. Langres ist wohl die einzige Stadt, deren Stadtmauer mit Wehrgang aus dem Mittelalter noch heute rund um die Stadt mit allen Toren und Türmen vollständig erhalten ist. Spricht für eine sehr wehrhafte und dabei siegreiche Bevölkerung – über Jahrhunderte hinweg. Auch diese Stadt hat einen berühmten Sohn. Es ist der französische Schriftsteller und Philosoph Denis Diderot, der dort zur Welt kam und auch lange dort wirkte. Schließlich waren wir mit den Schöbels noch in Epinal in Lothringen, der Stadt der Blumen. Blumen überall, aber ganz besonders an beiden Ufern des kleinen Flusses, der durch die Stadt fließt. Einmalig die „Glasbrücke“, ein Blütenmeer, was ich so noch nie gesehen habe.

Die handwerklichen Fertigkeiten von Gerold kennen wir bestens. Es gibt keine Schnittfehler, die Aufnahmen in Bezug auf unterschiedliche Formate und Kamerastandpunkte sind abwechslungsreich und gekonnt, die passende Musik dezent und sein Kommentar wie immer ausführlich und informativ. So ist dieser Streifen ein sehenswerter Familienfilm mit Campingurlaubscharakter, in den auch der Hinweis auf eine ganz besonders gut schmeckende Pferdefleischfrikadelle passt.


Bewertung: 3,530


Raimund Wildenhof