Filmbeschreibung


Istanbul
Zwischen Orient und Okzident (Teil 3)

von Diemo Luttenberger


Im letzten Teil seiner Trilogie überrascht der „Jungfilmer“ mit einer weiteren Steigerung seines Könnens. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die während seiner Reise gesammelten Eindrücke mit guten Aufnahmen, sauberem Schnitt und sinnreicher Montage in eindrucksvollen Filmszenen zu schildern. Die gewählte Hintergrundmusik unterstützt bis auf eine Sequenz die emotionale Wirkung der Szenen. Mit seinem informativen und lehrreichen Kommentar beleuchtet er einige Epochen der Stadtgeschichte. Stellenweise ist der Kommentar etwas schnell gesprochen und sehr dominant. Dadurch fühlen sich einige Zuschauer vom Bildmaterial abgelenkt. Er hat die gebotenen Gestaltungsmittel eines Films wirkungsvoll eingesetzt. Dabei kommen auch neue Medien wie google earth zum Einsatz. Es ist dem Filmemacher gelungen, seine Eindrücke glaubwürdig und auch humorvoll rüberzubringen. Ein lehrreicher Film mit Unterhaltungswert. 

Schon die ersten Szenen werden dem Filmtitel gerecht. Wir sehen das rege Treiben einer Stadt auf zwei Kontinenten, die von westlichen und östlichen Einflüssen geprägt ist. Die geführte Tour steuert mit dem Bus über die Schwimmbrücke am Goldenen Horn auf die historische Halbinsel zu den epochalen Sehenswürdigkeiten im südlichen Teil der Weltstadt. Am Valents-Aquädukt hört der Zuschauer wissenswertes über diese heute noch 800 m lange Versorgungsleitung und seine Bauherren. Mit schönen Zwischenschnitten vom Fischmarkt erfolgt eine Überleitung zum nächsten Thema der 2600 Jahre alten Geschichte der Kulturstadt am Bosporus. Während der Reisbus an der 6 Km langen Stadtmauer entlang fährt hört der Zuschauer wissenswertes zum Bau der Mauer und zur Entwicklung des Christentums, den Richtungskämpfen der Kaiser von Konstantin bis Theodosius II im ehemaligen Konstantinopel. Das Alles bebildert mit historischen Zeichnungen und Aufnahmen der Mauer durch Zwischenschnitte und Inserts. (In dieser Sequenz ist die Hintergrundmusik reichlich nervig. Doch die möglicherweise daher vorgenommene Abwertung des Gesamtwerkes erscheint mir nicht angebracht.)
Die Stadtrundfahrt geht weiter, an der Dolmabahçe-Moschee vorbei, über den Taksimplatz zum Denkmal der Republik. Unversehens sehen wir uns dann in die Strassen von San Francisco versetzt. So glaubt man beim Betrachten der hier verkehrenden Straßenbahn. Nebenbei erfahren wir etwas über die Wasserversorgung aus dem „Belgrader Wald“, der nur etwa 15 km vor der Stadt liegt. Eine weitere Überleitung mit gut in Szene gesetzten Aufnahmen spiegelt das pulsierende Leben der Stadt wider. Die Businsassen erreichen den Topkapi-Palast. Die feudale Anlage ist in vier Höfe unterteilt. Prachtvolle Tore öffnen die Höfe. Im vierten Hof an der Südspitze der Anlage befinden sich weitere Parkanlagen und Gärten auf verschiedenen Terrassen, die eine beispiellose Panoramasicht auf Istanbul, den Bosporus und das Goldene Horn erlauben. Die Reisedokumentation endet mit geschmackvoll arrangierten Bildern der Prachtbauten, die freilich auch den verschwenderischen Umgang der osmanischen Herrscher mit Vermögenswerten des Landes aufzeigen.


Punkte: 3,777


Artur Westenberger