Filmbeschreibung


Polartaufe
Ein Film von Manfred Best

Bisher hatte ich nur von einer Äquatortaufe gehört. Diesmal am Polarkreis ging es wesentlich kälter zu. In welcher geographischen Breite und Länge sich das abspielte, hat uns unser Fred deutlich vor Augen geführt. Ein flottes Schiffsmodell raste auf der Nordseekarte dem Nordmeer entgegen, um Island herum und dann in Richtung Spitzbergen. Also wussten wir, wo wir waren. Die Menschen froren an Deck, dicht zusammengedrängt auf ihren Klappstühlen – eingehüllt in Anoraks und alles was warm macht. Es war ein Riesenklamauk, um das gleich vorwegzunehmen. Und offensichtlich ist den Veranstaltern von Schiffsreisen jedes Mittel recht, um die Passagiere bei guter Laune zu halten. Ist ja auch nichts dagegen zu sagen. Also zog der Meeresgott, den Dreizack in seiner Rechten, mit seinem ganzen Hofstaat als Gefolge würdevoll ein, darunter zu erkennen auch eine Lieblichkeit und ein Eisbär. Die Bordkapelle begleitete den Einzug, der Eisbär tanzte und ein als Clown verkleideter Protokoller erklärte die einzelnen Arbeitsgänge. Die Lieblichkeit hielt sich in Schweigen. Der Meeresgott redete und beanspruchte die erforderliche Unterwürfigkeit. So musste erst mal der Kapitän ran und hatte gefälligst die genaue Position des Schiffs zu verkünden, damit der Übergang über den Polarkreis und damit der Eintritt ins Reich des göttlichen Monarchen auch nicht am Ziel vorbeischoß. Ein Vertreter der Reiseleitung musste sich mit einer unappetitlichen Creme-Masse einschmieren lassen. Einige Passagiere ereilte das gleiche Schicksal. Dann musste auch noch an einem (stinkenden?) Fisch gerochen werden. Und Schnaps war natürlich auch da. Die erforderlichen Urkunden fehlten auch nicht.

Das schlingernde Schiff in den Wellen – immer mal wieder durch Aufnahmen an der Bordwand bestätigt - sorgte für reichlich Bewegung und Unruhe, die Kamera wackelte entsprechend, die Passagiere taten das gleiche, der Anteil der Rückenansichten überdurchschnittlich groß Der Film als Handlung sicher interessant und etwas, was man nicht jeden Tag miterleben kann. Allerdings, und da wird mir wohl der Fred nicht böse sein, in die oberen Etagen der meisterlich geschnittenen und mit der entsprechenden Kameraführung erstellten Filme, in diese Region wird er wohl nie vordringen. Und ob er nochmals überarbeitet werden soll, gekürzt und mit weniger O-Ton, dafür mit mehr erklärendem Kommentar, das bleibt dem Autor überlassen. Als interessantes Detail einer Schiffsreise behält er auf jeden Fall seinen Erinnerungswert.

Bewertung 3,421


Raimund Wildenhof