Filmbeschreibung


Grenztour
von Gerold Schöbel

Gerold hat mit seiner Frau eine Bustour unternommen. Von Neualbenreuth im Bayrischen Wald, direkt an der Tschechischen Grenze fahren sie im Kleinbus, deren Fahrerin auch gleichzeitig Reiseführerin ist, ins böhmische Nachbarland. Bald passiert der Bus die einst so schwer bewachte Grenze, an der heute zwar noch das Zollhaus steht, aber seit 2007 keine Kontrollen mehr stattfinden. In den Dörfern dahinter sehen die Häuser ramponiert aus, sind aber alle noch bewohnt. Erstes Ziel ist Marienbad, das zweitgrößte der böhmischen Bäder aus der Zeit der Österreich-Ungarischen Monarchie. 
Die ins Auge springende Russische Kapelle aus der Zarenzeit verdankt ihre Entstehung den Spendengeldern adeliger russischer Badegäste. In der eigentlichen Kurzone hat sich viel getan, wie vielgereiste Clubmitglieder gleich erkannten. Rund um die berühmte, große Wasserorgel versammeln sich immer Besucher. Gerold zeigt sie nur kurz und konzentriert sich dann auf das Heilwasser von Marienbad, das man ohne Vorbehalt trinken kann. Einst weilten hier Monarchen und Adelige, aber natürlich auch Goethe. 
Während des Kommunismus versuchte man zwar auch, durch niedrige Preise zahlungskräftige Gäste anzulocken, doch der Glanz verblasste. Seit der Wende geht es wieder aufwärts – auch mit den Preisen. Das Nächste Ziel ist Franzensbad. Es ist das kleinste der böhmischen Bäder, hat aber die Besonderheit, dass man unter Palmen wandelt. Wunderschöne, alte Gebäude, Fachwerk mit Kratzputz, und Patrizierhäuser säumen den Weg. Berühmtester Gast war Ludwig van Beethoven. Im weitläufigen Kurpark liegt die Trinkhalle mit den Original-Armaturen der Gründerzeit. Das stark glaubersalzhaltige Mineralwasser zeigt oft ungewollte Nebenwirkungen. Für Frauenkrankheiten und Unfruchtbarkeit soll im Park ein Bronzefigürchen Abhilfe schaffen, denn nach der Sage gehen Frauen, die dessen Nase, Zehe und Zipfelchen berühren schließlich schwanger nach Hause. Das Letzte Ziel ist die Stadt Eger. Eine geschichtsträchtige Stadt, in der seinerzeit Wallenstein sein Hauptquartier hatte. Er wurde im 30-jährigen Krieg hier hinterhältig umgebracht. Auf der Rückfahrt geht es noch durch einen Vietnamesischen Markt, wie sie an allen Tschechischen Grenzübergängen anzutreffen sind. Er reizt aber nicht zum Aussteigen und so endet die Reise. Wie immer bei Gerold: Gute Bildeinstellungen, ein Kommentar, der sehr informativ aber kurz die Erklärungen der Reiseführerin ergänzt. Gute Musikauswahl (bis auf den gregorianische Choral in der russischen Kirche), perfekte Tonabmischung und saubere Bearbeitung des Films.


Bewertung: 3,771


Josef Dworschak