Filmbeschreibung


Die Sauschwänzlebahn
von Jupp Dworschak


Wenn man diesen Namen hört, so stellt man sich unwillkürlich eine Schmalspurbahn vor, die als Touristenvergnügen hin und her fährt. Aber weit gefehlt. Es handelt sich um eine Eisenbahnstrecke, welche eine lange Geschichte hat und diese Geschichte erzählt Jupp in seinem Film, bevor er in die heutige Zeit übergeht.
Da man nach dem Krieg von 1870-71 der Meinung war, dass es möglicherweise noch einmal Krieg mit Frankreich geben würde, wollte man eine Bahnstrecke nach dem Elsass besitzen das seit diesem Krieg zu Deutschland gehörte, um schnell das benötigte Kriegsmaterial befördern zu können. Auf der bestehenden Strecke durch die Schweiz war das nicht möglich, da die Schweiz den Transport von Kriegsmaterial durch ihr Land nicht gestattete.
Also musste eine neue Strecke gebaut werden. Ausgangspunkt war Blumberg im südlichen Schwarzwald. Aber das hatte seine Schwierigkeiten. Die vielen Berge verursachten Steigungen, welche der Zug nicht bewältigen konnte. Also mussten Umwege in Kauf genommen werden um die Steigungen auf ein Mindestmass von zehn Promille zu beschränken, das waren 10 Meter Steigung auf 1000 Meter Strecke. Viele Schleifen, Kehren Viadukte und Tunnels mussten gebaut werden und aus einer Entfernung von 9.6 Kilometern wurde eine Strecke von über 26 Kilometern. Die Bahnlinie schlängelte sich durch das Gelände wie ein Sauschwänzchen. Das machte sich auch in den hohen Preisen für die Fahrkarten bemerkbar und in dem dünn besiedelten Gebiet fuhren noch weniger Menschen mit der Bahn als erwartet. Ein Krieg mit Frankreich fand nicht statt, die militärische Nutzung entfiel.
Industrie war auch kaum vorhanden. Damit war die aufwendig gebaute Eisenbahnstrecke weitgehend nutzlos geworden. Das alles hat Jupp nach einer intensiven Recherche in authentischen Bildern in diesem Film gezeigt.
Die Strecke blieb weitgehend ungenutzt und wurde im Jahre 1976 durch die Bundesbahn stillgelegt. Doch bereits 1977 wurde die Bahnlinie von einem neu gegründeten Eisenbahnverein mit Unterstützung Stadt Blumberg wieder aufgenommen.
Hier beginnt der Film über die heutige Bahn welche mit schönen und interessanten Landschaftsaufnahmen hervorragend ins Bild gesetzt wurde. Aufnahmen von einer Fahrt mit dem Zug zeigen viele Details aus dem fahrenden Dampfzug, wechseln mit Aufnahmen der mitfahrenden Passagiere und vergessen auch den Schaffner nicht, welcher die Fahrkarten kontrolliert. Denn Schwarzfahrer kann man sich nicht leisten. Die Mitglieder des Eisenbahnclubs, eingekleidet in Original Uniformen der damaligen Zeit, versehen ihren Dienst wie einst voll und ganz.
Es bleibt jedoch nicht bei einer Eisenbahnfahrt. Fahrszenen des Zuges von aussen, zusammen mit der Streckenführung und den Tunnels welche der Zug durchfahren muss, werden in sehr guten Aufnahmen gezeigt, die Jupp erst nach einer anstrengen Wanderung machen konnte. Es ist ein Film, welcher jeden Eisenbahnfreund begeistern muss und wurde auch durch seine Qualität mit einer hohen Bewertung bedacht. 



Wertung 4.295



Gerold Schöbel