Filmbeschreibung


Rhein – Main Flughafen 2012
ein Film von Gerold Schöbel



Der Film ist wirklich sehenswert und bietet gute Informationen über ein Stück Zeitgeschichte, das sich so rasant weiterentwickelt hat, daß der Anfang weit weg zu sein erscheint. Es ist die Geschichte vom wachsenden Frankfurter Flughafen. Gerold hat es geschickt gemacht – auch unter Hinzuziehung von Aufnahmen aus anderen Quellen – diese Entwicklung aufzuzeigen. Bewegung und Tempo, das sind die beiden Dinge, die sich wie ein roter Faden durch diesen Film ziehen. Und so fängt dieser auch an: Autobahnverkehr neben dem Flughafen, darüber fliegende, auf den nebenan liegenden Pisten landende und startende Flugzeuge, ein riesiges Areal mit Start- und Landebahnen und eine Vielzahl von großen und wuchtigen Bauten. Pausenlos pulsiert hier der Flugverkehr mit Maschinen aus der ganzen Welt, im Anflug, beim Rollen und dann beim Andocken an den großen Terminals.

Angefangen hatte alles viel kleiner: 1936 feierten die damaligen Machthaber bereits die Erweiterung des Flughafens, um den erwarteten Verkehr zur Olympiade bewältigen zu können. Die Zeppeline waren noch in Mode, dafür brauchte man einen riesigen Hangar und eine Siedlung für die Bodencrew, Zeppelinheim genannt. Im Krieg wurde vieles davon zerstört. Danach kamen die Amerikaner, die den Deutschen 1955 die Lufthoheit zurückgaben. Die Lufthansa baute ihren Stammsitz aus. Die Flugzeuge wurden immer größer und zahlreicher, ebenso die Passagiere und die Mengen an Luftfracht. Das alles erforderte ständig neue Gebäude zur Abfertigung der Passagiere und zur Wartung der Flugzeuge. Im Vorbeigehen sieht man das neueste der Großbauten, den Squair mit dem dazugehörigen Parkhaus, unter dem – das wissen die Insider – die ICE–Züge ihre Menschenfracht aus- und einladen. Straßen gibt es innerhalb des Begrenzungszauns jede Menge und außerhalb eine kilometerlange Rundum-Verbindungsstrecke mit Ampeln, Abzweigungen und Tunneln, die unter den Start- und Landebahnen hindurchführen. Dafür mußten große Waldflächen gerodet werden. Der sogenannte Bannwald verschwand. Hier wurde in relativ kurzer Zeit eine Landschaft total verändert. Auch wie das geschah, zeigt uns Gerold: riesige Fällmaschinen lassen das Baumfällen und –wegräumen zu einer Minutensache werden. Das bedauert unser Autor, und er antwortet darauf in seinem Film mit nostalgischen Erinnerungsbildern von offensichtlich glücklichen Reitern in einem herrlichen Naherholungsgebiet.

Dem Film liegt die zeitliche Reihenfolge der einzelnen Ausbaustufen zugrunde, dazwischen aber gibt es immer mal wieder Rückblenden, z.B. an die ehemaligen Besucherterrassen mit ihren Ausstellungsstücken an historischen Flugzeugen, an die Ju 52-Zeit, an Tage der offenen Tür mit Massen von Besuchern oder an die Rosinenbomber, an die heute noch ein Denkmal erinnert. Auch die Proteste beim Bau der Startbahn 18 West werden erwähnt und gezeigt. Natürlich fehlen auch nicht Bildberichte über die neue Wartungshalle für den riesigen Airbus 380, die beiden Cargozentren mit den dazugehörigen Lagerhallen und Transportautos. Das hat der Autor sehr gekonnt und vollständig zusammengestellt.

Somit ist dieser Film wirklich ein gelungener Beitrag für die Geschichte und die Entwicklung des Weltflughafens Frankfurt. Das wird auch bestätigt durch den hochinteressanten guten Kommentar, der dem Zuschauer alle wichtigen Informationen zu diesem gewaltigen Projekt liefert. Der Film ist sehenswert, wie gesagt. Manche Fahrszenen von Autos im Tunnel und draußen könnte man ein wenig kürzen, dann wäre eine gewisse Langatmigkeit vermieden. Manchmal ist der Kommentar auch ein wenig bitter nach dem Motto: die schöne Natur ist futsch. Trotzdem gibt Gerold am Schluß zu, und das finde ich gut: „Einen geräuschlosen Wohlstand wird es wohl nicht geben.“ 


Bewertung: 3,571


Raimund Wildenhof