Filmbeschreibung


Das Schweigen der Gondeln
Ein Film von Joseph Dworschak

Der Titel ist schon mal sehr gut, und außergewöhnlich ist er auch. Schwingt da nicht schon ein wenig etwas mit, was Gondeln so an sich haben? Schaukeln, Bewegung, lautloses Schweben zwischen Himmel und Erde, von unten nach oben und wieder zurück? Auf jeden Fall ist man gespannt auf das angekündigte Schweigen.

Aber da tut sich am Anfang noch nicht viel. Es sieht nach Winterurlaub aus. Und tatsächlich trägt Jupp all das zusammen, was zu so einem Film gehört: die Alpen, schneebedeckt, wunderschönes Panorama, beschauliche Winterlandschaften mit Skihängen und Bergbächen, Urlaubsorte mit Kirche und Gasthäusern, Touristen mit Skiern unter den Füßen auf wohl präparierten Pisten und in geselliger Runde in Gasthöfen und Berghütten. Wir sind im Salzburgerland, ganz genau gesagt in Lofer. Und diesen Ort lernen wir erst mal ausführlich kennen. Der prächtige neugotische Hochaltar in der Kirche, Straßen, winklige Gassen und schön verzierte Häuser. Wir erfahren, daß es dort immer noch keine Straßennamen gibt. Die Häuser haben Nummern in der Reihenfolge ihrer Entstehung und teilweise Namen, die auf ihren Zweck hinweisen. Später bekommen wir noch herrliche Nachtaufnahmen im Urlaubsort zu sehen mit stimmungsvoller Beleuchtung der Gebäude, Gassen und kleinen Plätze. Kein Mensch weit und breit. Alles rundherum romantisch, feierlich und still. Ganz im Gegensatz zum lauten geselligen Treiben zur gleichen Zeit im Gasthaus.

Das Schweigen der Gondeln hat etwas mit dem Wetter zu tun. Wenn die Sonne scheint, ist reges Leben auf den Bergen und Pisten und die diversen Gondeln bemühen sich, die vielen Urlauber in die verschiedenen Skigebiete zu bringen. Bei trübem Wetter ist da weniger los. Dann bleibt man meistens unten im Tal. Spannend wird’s, wenn der Tag richtig schön anfängt, dann aber im Laufe der Zeit sich mehr und mehr eintrübt. Dann verschwinden nach und nach auch die Gondeln und werden in ihre Parkpositionen gefahren. Das Schweigen beginnt. Wenn man Pech hat, muß man dann da oben auf die letzte Gondel warten, die einen schließlich zusammen mit den bis dahin vielbeschäftigten Hütten- und Gondelbetreibern nach unten bringt.

Es ist ein schöner Urlaubsfilm, den wir von Jupp zu sehen bekamen. In gekonnt guter Ausführung bietet er für die Urlauber, die sich in Lofer zu ihrem jährlichen Treffen zusammengefunden hatten, all das, an was sie sich erinnern möchten: Die einzelnen Teilnehmer in geselliger Runde und in Großaufnahmen, Erlebnisse auf Pisten und Wanderwegen, in Gondeln und in Kneipen, und daß man auch mal vergeblich auf eine Wildtierfütterung gewartet hat. Uns, die wir nicht dabei waren, hat Jupp mit seinen schönen Bildern und Kommentaren ein wenig Appetit gemacht auf ein kleines Stück Erde, das sich kennenzulernen lohnt.

 

Bewertung: 3,767

 

Raimund Wildenhof