Filmbeschreibung


Männertour nach Sugenheim

Welche Bilder erwartet der Zuschauer von einer Männertour? Mehr oder weniger reife Männer unterschiedlichen Alters, in mehr oder weniger großen Gruppen, mit oder ohne Bollerwagen, der wiederum mit einem Bierfässchen und/oder anderen Getränken beladen ist, auf Landstraßen, Feld- oder Waldwegen, auch in Orten mit auffallend schönen Bauten, kirchlicher oder weltlicher Art, lustige Minen sind Pflichtübung. Ein bisschen Kultur gehört auch dazu. So trifft man sich in großen Gruppen auf Grillplätzen. Ganz besonders begehrt sind solche, auf denen noch fetzige Blasmusik zu hören ist und mächtig die Stimmung anheizt. Und das Tüpfelchen auf dem I ist dann da, wenn diese ganze Geschichte in einer alten Burg mit allem nötigen Zubehör, wie Burggraben, Haupt- und Nebengebäuden unterschiedlichster Bestimmung und interessanten Ruinen stattfindet, und das alles auf einem Berg in schöner Landschaft. Die Feiertagsfreude wird nur noch gekrönt durch die Ansprache des adligen Burgherren. 

Das alles hat Roland in seinem Film festgehalten. Da aber bekanntlich der Vatertag und Christi Himmelfahrt am nächsten Tag gemeinsam enden, andererseits die unternehmungslustigen Herren aber beschäftigt werden müssen, sucht man sich neue Ziele. Das haben auch wir gemacht und schöne und interessante Dinge und Ortschaften in der näheren und weiteren Umgebung erkundet. Der Steigerwald bietet sich für so was an. Dort gibt es Weingüter und selbstverständlich auch Weinproben, und der werte Leser ahnt schon, was jetzt folgt. Richtig. Der rote Wein – Domina genannt - hat übrigens sehr gut geschmeckt und wurde mit kernigen Sprüchen seitens des Weinbauers vorgestellt. Dass dem noch eine mehrstündige Pferdekutschenfahrt mit einem sehr gesprächigen und unterhaltsamen Kutscher und den nötigen Vorräten an Bord vorausging, hat den Gesamtgenuss an diesem Tag erheblich gesteigert.

Die Gruppe war auch in einem riesigen Naturpark-Museum, in dem alte Häuser, Schulen, Handwerksräume, Tierställe mit lebendem Inhalt, Kapellen, Friedhöfe usw. im nachgebauten Originalzustand zu bewundern sind. Auch Nürnberg war einen Abstecher wert. Dort gibt es ja das riesige Reichsparteitagsgelände, in dem die gewaltigen Aufmärsche mit und ohne Hitlerbesuch veranstaltet worden waren. Das Feld gleicht heute einem ungepflegten Riesenbolzplatz. Roland hatte die Idee, und sie hat auch mir gefallen, nochmal ein wenig diese bombastischen Aufmärsche in dieser Umgebung in Szene zu setzen. Übrigens gar nicht so ungewöhnlich, zumal am Rande dieser historischen Stätte in mehreren Etagen ein Riesenmuseum entstanden ist mit der ganzen Nazigeschichte. Diese eingeschnittenen Filmteile kamen zwar nicht bei allen gleichermaßen gut an, und sie hätten auch ein wenig kürzer sein können, richtig, aber so manche künstliche Aufregung kam mir doch ein bisschen heuchlerisch vor. 

Der Film ist natürlich fehlerfrei und hervorragend geschnitten mit allem, was ein erfahrener Filmer zu bieten hat: Großaufnahmen, Landschafts- und Kulturaufnahmen, dezenter passender Musik und einem informativen Kommentar. Für die Teilnehmer eine schöne Erinnerung an einen guten Vatertagausflug, für die anderen das Kennenlernen neuer interessanter Gegenden in Deutschland. Die m .E. etwas zu schlechte Bewertung geht wohl auf das Konto der Vergangenheitsbewältigung.




Raimund Wildenhof