Filmbeschreibung


Auf der Suche nach altem Schwarzwälder Handwerk, Teil 3
von Josef Dworschak

Es ist der letzte Teil der Trilogie über das alte Handwerk im Schwarzwald. 
Diesmal erklären die beiden Experten zwei Künstler, die mit Holz arbeiten: 
Einen Holzbildhauer und einen Geigenbauer.
Zunächst wird ein Besuch bei dem Holzbildhauer Samuel Kammerer in der Nähe von Nussbach abgestattet, der im Detail sein Handwerk erklärt. Er sei kein Holzschnitzer, sondern habe das Handwerk gelernt und anschließend ein Studium absolviert, sodass er den Titel eines Holzbildhauers tragen darf. 
An Hand einer Figur eines Försters erklärt er die Vorgehensweise, sie beginnt mit einer Skizze, die dann als Schablone für das Aussägen einer groben Form dient, dann beginnt die eigentliche künstlerische Handarbeit des Holzschnitzens, für das er etwa 2 bis 3 Tage braucht, bis die Figur fertig bearbeitet ist. Für das Schnitzen in Serie von vielen identischen Eichenlaubblättern für eine Kuckucksuhr bedient er sich einer modernen Fertigungsmethode, er hat sich dafür ein kleines, stehendes Fließband gebaut. Der Höhepunkt sind die verschiedenen Fasnachtsmasken, die er für die alemannischen Fasnachtsumzüge herstellt, bis zu den Masken, die an Hand von Fotos detailgetreu den Gesichtern nachgebildet sind. Herr Kammerer beklagt sich, dass für diesen Beruf kein Nachwuchs gefunden wird, die heutige Jugend würde sich für andere Dinge interessieren als für das Holzschnitzen und Holzbildhauen.
Dann der Besuch bei einem Geigenbauer im Münstertal, sein Name: Ralf Schumann. Auch er erklärt im Detail, wie eine Geige hergestellt wird, welche Holzart für welches Bauteil verwendet wird, wie diese dann zusammengesetzt bzw. zusammengeleimt werden. Zwei Monate dauert die Arbeit an einem Instrument, es kostet dann auch 15- bis 16-Tausend Euro. Zum Schluss zeigt Herr Schumann noch, dass er eine „Akupunktur“ erfunden hat, die „Fehler“ im Klangbild eines Streichinstrumentes beheben kann. Er behandelt die Instrumente mit einer kleinen, spitzen Nadel. Er habe beim Studium von Fotos von alten Stradivari-Geigen sehr kleine Einstiche gefunden, und sich gefragt, was diese bedeuten könnten. Um dieses (zumindest für mich) sehr neue Verfahren zu verdeutlichen, hat Jupp zwei TV-Beiträge kopiert, einmal aus den ARD Nachtmagazin und zum zweiten, aus dem Schweizerischen Fernsehen. Die beiden Beiträge sind ausgesprochen informativ und bezeugen, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelt. Ralf Schumann klopft zunächst das Instrument ab, mit seinem absoluten Gehör kann er die Unterschiede heraushören, und wenn diese an der falschen Stelle liegen, dann sticht er mit einem sehr kleinen Nadel ein winziges Loch in das Holz. Ein Physiker der Universität Hamburg erklärt zu diesem Thema das Phänomen der Veränderung: An dieser Stelle werden die Schallwellen um das Einstichloch herumgeleitet, es ergibt sich damit eine anderer Klang. Es ist eine echte Geigenakupunktur, Ralf Schumann ist damit inzwischen damit weltbekannt geworden, bekannte Künstler lassen sich von ihm ihre Instrumente „behandeln“. 
Für mich ist dieser Film eine sehr, sehr gut gelungene Dokumentation, die Bilder zum Thema sind sehr informativ, die beiden Live-Kommentare sind exzellent gesprochen, inhaltlich und verständlich. Wenn etwas fehlte, dann hilft Jupp’s Kommentar aus. Eine Diskussion entstand über die beiden TV-Einspielungen zum gleichen Thema „Geigen-Akupunktur“ des Ralf Schumann. Dass es notwendig war, dieses Thema genauer zu erklären, war unumstritten, aber die beiden TV Beiträge sind sich sehr ähnlich. Meiner Meinung nach hätte der Beitrag des schweizerischen Fernsehens genügt. 
Unterschiedliche Meinungen gab es darüber, ob Jupp den Film nicht in zwei 2 Filme (Holzbildhauer und Geigenbauer) trennen sollte. Ich meine aber, beide gehören zusammen thematisch zum Titel. Insgesamt für mich ein exzellenter Dokumentarfilm.



Gerd Streckfuss