Filmbeschreibung


Waterloo
von Gerold Schöbel


Wer diesen Namen liest, denkt auch sofort an Napoleon, den großen kleinwüchsigen französischen Kaiser, der sich aus Machthunger und Ehrgeiz mit ganz Europa anlegte, zunächst mal sehr erfolgreich, dann aber in zwei großen Schlachten in Leipzig und Waterloo seinen Gegnern unterlegen. In Waterloo 1815, eigentlich am Schlusspunkt seiner Kriege und Karriere hatte er es hauptsächlich mit zwei Kontrahenten und Nationen zu tun, dem Engländer Wellington und dem Preußen General Blücher. Die erfolgreich-tragische Napoleon-Geschichte, die sich in der Zeit von etwa 1790 bis 1815 abspielte, erzählt uns der Autor in knappen aber treffenden Worten und führt uns somit direkt zum Ort des letzten entscheidenden Gefechts nach Waterloo, bisher als Kampfstätte bekannt. Jetzt wissen wir, dass es auch eine Stadt mit dem gleichen Namen gibt. Gerold war dort und hat uns auch gleich mitgenommen: auf die Straßen, in die Wohnanlagen und Parks, ins Hotel und eine Gartenwirtschaft, wie auch in die St. Joseph-Kirche, eine ehemalige Königliche Kapelle, in der vor überwiegend schwarzem Publikum der schwarze Pfarrer die weißen Schöbels aus Deutschland begrüßt hatte. Eine direkte Beziehung zu der Schlacht im Jahre 1815 bieten dann auf jeden Fall die beiden Museen im Süden und Norden der Stadt sowie der sogenannte Löwenhügel, ein aus Lütticher Kohle künstlich aufgeschütteter Berg, 90 Meter hoch und Aussichtspunkt auf das ehemalige Schlachtfeld, gekrönt mit einem imposanten Löwendenkmal. Um da oben hin zu kommen, sind erst mal 220 Stufen zu meistern. Dann erst kann man den Ausblick genießen. Aber diese Anstrengung hatte uns Gerold ja bekanntlich abgenommen. 

Wie sich die Schlacht zwischen den Verfeindeten nun wirklich abgespielt hat, kann man heute nicht mehr live erleben, da es ja damals noch keinen FCK gab. Aber dennoch haben wir dank Gerold und seinen Recherchen in etwa eine Vorstellung davon, wie sich das abgespielt haben könnte. Wir sehen in vielen eindrucksvollen Bildern bunte und adrett angezogene Soldaten in schmucken Uniformen und riesigen Marschformationen mit den nötigen Gewehren und Waffen, auch Kanonen und Reiter sind da, die sich auf den Gegner hin bewegen oder Geschosse losjagen. Nach einem Kriegsspiel sieht das eher aus als nach einem Kampf Mann gegen Mann, wären da nicht auch andere Bilder zu sehen aus den Lazaretten mit Verwundeten und Sterbenden auf primitiven Pritschen und Betten, mit Krankenschwestern, Ärzten und Soldaten mit fehlenden Gliedmaßen. Ja, es war sicher kein Spiel 1815, es war ernst und grausam wie in jedem Krieg. 70000 Soldaten auf beiden Seiten mussten damals ihr Leben lassen. Die eindrucksvollen Bilder stammen aus Fotos von Bildern und Gemälden, aber auch von Ausschnitten aus historischen Filmen über diese Zeit. Ein Großteil dieser Aufnahmen stammt aus den beiden Museen, das eine im Süden, wo seinerzeit Napoleon sein letztes militärisches Hauptquartier vor der Schlacht hatte, und im Norden das von dem preußischen General Blücher, welches auf dem Gelände einer ehemaligen Postkutschenstation errichtet worden war. Aus diesen beiden Museen stammen auch die typischen Bilder von Waffen, Soldaten, Orden, Urkunden, Briefen und Schriftstücken von historischer Bedeutung. Sogar der Originalschreibtisch von Blücher wird gezeigt, wie auch das Feldbett von Napoleon, das übrigens zusammengeklappt auf einem Pferderücken transportiert werden konnte.

Der Film ist in typisch Schöbelscher Manier wieder gekonnt zusammengestellt, geschnitten und abwechslungsreich gestaltet. Unterschiedliche Kamerastandpunkte und Bildformate sorgen – wie nicht anders zu erwarten – für Bewegung und interessante Szenen. Die untermalende Musik, teilweise militärisch schmissig aber durchaus nicht aufdringlich, paßt zu dem Gezeigten, der Kommentar sehr informativ und verständlich. Ein historisches Zeitbild wird lebendig und erweitert unser Wissen. So bringt es .Gerold immer wieder fertig, uns Orte mit Besonderheiten ins Gedächtnis zurück zu rufen, von denen wir zwar alle schon gehört hatten, die aber jetzt durch den Film zu neuem Leben und Erleben wurden. 



Raimund Wildenhof