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Schwarzwälder "Zeit" Geschichten
Aufstieg und Zerfall der Schwarzwälder Uhrenindustrie
Eine Gemeinschaftsproduktion von : Schwermer und Dworschak
Unser Filmfreund Jupp Dworschak ist bekannt für seine interessanten
Filmberichte über die vielen Besonderheiten seiner „Wahlheimat“
Schwarzwald. Die Handwerkskunst in dieser Region hat ihn schon immer
begeistert. In seinem neuesten Beitrag zu unserem monatlichen Filmabend
hat er sich nun die Uhren-Industrie im Süden des mittleren Schwarzwaldes
vorgenommen. Gemeinsam mit einem Filmfreund aus der Region ist nun ein Werk entstanden, das man mit Fug und Recht einen Dokumentarfilm nennen
darf, der das übliche Niveau eines Reiseberichtes übersteigt.
Der Film beginnt mit Aufnahmen vor dem „ Haus der 1000 Uhren“ in Triberg.
Eine Touristin betritt den über und über mit Kuckucksuhren beladenen
Verkaufsraum und kauft als Andenken eine kleine Uhr. Wieder draußen
finden wir sie auf einer Bank am Ufer der Gutach sitzend. Sie fragt sich
träumend: „ Wie ging das mit der Uhr im Schwarzwald los“ Im
Schwarzwaldmuseum in Triberg beginnt dann die Zeitreise in die Vergangenheit. Mit zahlreichen Detailaufnahmen werden die interessanten
Erläuterungen einer Führerin filmisch begleitet. Die Zuschauer hören von
einem der Stammväter der Schwarzwälder Uhrmacherei, Franz Ketterer aus Schönwald, dem die Erfindung der Kuckucksuhr zugeschrieben wird.
Im weiteren Verlauf des Films werden geschickt Interviews von Geschichts-interessierten Bürgern der Region und Zeitzeugen eingebaut. So berichtet der
Uhrenschildmaler Alois Hättich von seiner Zunft jener Epoche und erzählt
vom Wandel der Zeit bis heute. Adolf Haberstroh berichtet vor einem
Gedenkstein, der an das - Höfle – erinnert. Hier soll „der Ketterer“ seine
Werkstatt gehabt haben. Albrecht Seng pflegt die Tradition der Uhrenträger.
Er berichtet in Schwarzwälder Tracht gekleidet vom Beruf der Uhren-träger.
Diese nutzten in jener Zeit die Vertriebswege der Glasindustrie um die
wachsende Uhrenproduktion unter die Leute zu bringen.
Einen besonderen Einblick in die damalige industrielle Fertigung zeigen
Szenen im Uhren Industriemuseum. Hier erleben die Teilnehmer dieser
Zeitreise am Beispiel der 1855 gegründeten Württembergischen Uhrenfabrik
Bürk und Söhne einen kleinen Einblick in die maschinell unterstütze
Fertigung. Transmissionsgetriebene Drehbänke und Handhabungshilfen helfen den Hang nach immer höheren Produktionszahlen zu stillen. Bürk
hatte die Nachtwächterkontrolluhr zu seiner ersten Produktidee und damit
populär gemacht.
Am Beispiel der Uhrenfabrik Junghans zeigen die Autoren Schwermer und
Dworschak den Aufstieg und Zerfall der Schwarzwälder Uhrenindustrie. Mit
Tischuhren, Wanduhren und dem legendären Junghans Weckeruhrwerk NR.
10 wurden bis in die 30ger Jahre des 20. Jahrhunderts zeitweise 6000
Mitarbeiter beschäftigt.
Erst der Siegeszug des Quarzuhrwerks, so erfahren wir, brachte die
Traditionsfirma ins Wanken. Der Markt entwickelte sich schneller als gedacht
und Junghans kam nicht hinterher. Damals entstanden in der Region viele
Nischenanbieter, die sich mit der Produktion von Kuckucksuhren über Wasser
hielten. Heute investiert Junghans wieder in die Zukunft. Handwerkskunst,
Design, Mechanik und Präzision gelten weiterhin für die Marke Junghans.
Womit sie dann auch heute wieder im Geschäft ist.
Ortswechsel: Unversehens findet sich der Zuschauer im Innern des Gebäudes in dem das Herz der „1. Weltgrössten Kuckuckuhr“ schlägt. Die
Enkelin des Uhrenbauers Josef Dold aus Schonach erzählt Einzelheiten über
die Idee und die Handwerkskunst ihres Großvaters. Die Touristen auf der
Bank am Ufer der Gutach hat nun während der geträumten Zeitreise 250
Jahre Schwarzwälder Uhrenhandwerk im Schnelldurchlauf kennen gelernt
und weiß nun wie das war, mit der Uhr im Schwarzwald.
Ein insgesamt sehr gut gelungenes Werk mit vielen gut recherchierten
Informationen, guten Detailaufnahmen, perfekt geschnitten und mit sehr
passender Musik vertont.
Anmerkung:
Wenn unsere Bewertungsscala für einen Film, den man mit den Mitteln eines
Amateurs kaum besser machen kann, die Note 5 vorsieht, bleibt die Frage zu
stellen, welche Mängel des Films zu einer Abwertung auf 3,97 Punkte
rechtfertigen? Schade eigentlich. Mir ist es leicht gefallen den Film mit 4,5
Punkten vorsichtig zu bewerten.
Artur Westenberger |
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