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Einmal rund um´s
Ort
Seit 2010 verfolgt Rolf
die Idee, einmal den Heimatort Mörfelden-Walldorf mit der Kamera zu
umrunden und das zu allen vier Jahreszeiten. Da die Jahreszeit „Winter“
hierzulande allerdings nur sporadisch auch mit winterlichem
Erscheinungsbild aufwartet, muss den zutreffenden Filmszenen quasi
hinterher gehechtet werden. Das hat gelegentlich zu terminlichen Druck
geführt. Entsprechend der dunklen Jahreszeit beginnt er seine Film auch
mit der dunkelsten geschichtlichen Epoche. 1944 waren 1700 ungarische
jüdische Frauen in die KZ-Außenstelle Walldorf des KZ´s Auschwitz-Birkenau
verlegt worden, um Arbeiten am Flughafen Frankfurt durchzuführen. Betonund
Gleisbauarbeiten mussten sie verrichten. 50 von Ihnen überlebten nicht.
Über die damals geschaffenen Gleisanlagen geht es zu Autobahn, über die
darunter durchführende Zugstrecke nach Frankfurt. Die Wände der
Unterführung nennt Rolf „Walldorf´s Kunstgalerie“ die Schmierereien der
Grafittiwütigen Jugend. Dahinter liegt der Walldorfer Badesee, dessen nur
teilweise vorhandene Eisdecke den Winter ahnen lässt. Nach Süden gewandt,
erreicht er den Oberwaldsee. Im umgebenden Wald ist ein Freizeitkünstler
dabei, aus Baumstämmen Skulpturen mit der Kettensäge zu gestalten. Dem See
gegenüber entstand der 144 m hohe Oberwaldberg aus 4 Million qm Müll. Von
ihm hat man einen tollen Rundumblick mit Frankfurts Skyline in der Ferne.
Von hier zur Autobahn nach Darmstadt ist es nicht weit. An ihr, nicht
weit entfernt, steht an einem Parkplatz ein Denkmal an Bernd Rosenmeyer,
der da 1938 im Rennauto verunglückte. Über eine schmalen Pfad erreicht
Rolf den Frühling und den Bornbruchsee. Am Südufer naturbelassen,
gegenüber vom Kalksandsteinwerk besetzt. Daneben der Hegbach, der munter
dahin mäandert. Herrliche Naturaufnahmen der erwachenden Natur folgen. Und
selbst Storch-Nachwuchs kann der Ort vorweisen. Am südlichsten Punkt der
Umrundung liegt das Wiesental, in dem einst ein Schulkamerad von Rolf
wohnte. Der hatte bis zur Schule vier km zu Fuß zurückzulegen. Auf dem Weg
gibt es heute eine Bahnschranke, bei der man die Öffnung durch Anmeldung
herbeiführen kann. Der Weg darüber führt in den Sommer und über das
Mörfelder Waldschwimmbad. Danach folgt Mönchbruch mit dem Ausflugslokal
und den angrenzenden Mönchbruchsee. Der ist weithin bekannt wegen der
dort ansässigen Nutrias. Wieder auf dem Weg nach Norden stellt sich der
Herbst ein. Stimmungsbilder so eindrucksvoll wie die Frühlingsbilder
werden vom Fluglärm überdeckt. Die Betonmauern an der Startbahn West
wecken Erinnerungen an den von heftigen Protesten begleiteten Bau, den
Rolf mit Auszügen seines Films aus der Zeit untermauert. Auf dem weiteren
Weg begegnet er nochmals dem Schnee und kehrt mit ihm und der Jahreszeit
Winter an den Ausgangspunkt zurück. Ein rundum gelungener Film, den
nach Meinung der Zuschauer eigentlich jeder Amateur von seinem Ort gemacht
haben sollte. Landschaft, Eigenheiten, Geschichte und Stimmungsbilder
ergeben ein Kaleidoskop von Aussagen , die das Umfeld treffend
beschreiben. Sehr abwechslungsreiche Einstellungen und ein einfühlsamer
Kommentar nehmen den Zuschauer mit auf die Rundtour. Zwar fehlten dem
einen oder anderen der deutlichere rote Faden, fiel auf, dass eine
Menschenleere fast gesucht und der immer präsente Fluglärm ausgeblendet
wurde oder die Geburtstagsfeier im Mönchbruch nicht so hineinpassen
würde..... Trotzdem erhielt der Film die gebührende Wertung von 4,188
Josef Dworschak |
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