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Die
Interviewart, die wir als moderne Menschen am meisten zu sehen bekommen, ist
das Fernsehinterview. Im Fernsehalltag haben wir es mit vielen, verschiedenen
Varianten zu tun: Mit Nachrichteninterviews, mit Befragung eines Prominenten
durch einen Fernsehjournalisten, mit Talkshows usw. . Fast alle der Kriterien,
die wir beim "Investigativen Interview für Druckmedien" kennen
gelernt haben, gelten auch für Fernseh- und Videointerviews. Welche Regeln
hierbei sehr wichtig sind, und zusätzlich bzw. in Änderung zu beachten sind,
das wurde nachfolgend zusammengestellt:
- Recherchieren und studieren Sie im voraus!
- Wissen Sie vor dem Interview so viel wie möglich
über die Person und den Gegenstand des Gesprächs,
- sonst könnten Sie aussehen, als wären Sie
ein schlecht informierter Ersatzmann,
der nicht ernst zu nehmen ist.
- sonst könnten Sie später herausfinden,
dass Sie die wichtigsten Fragen nicht gestellt haben.
- Proben
Sie das Interview nicht im voraus!
- Gehen Sie mit der zu interviewenden Person
auch nicht die Fragen im voraus durch.
- Wenn eine Person gerade schon bei der Probe geantwortet hat,
dann ist es ganz natürlich, wenn sie sich nicht wiederholen will.
- Die besten und spontansten Antworten
sind gewöhnlich beim ersten Versuch zu hören.
- Versuchen
Sie, die zu interviewende Person
sich so schnell wie möglich entspannen zu lassen.
Ein Interview soll im Idealfall klingen
wie ein entspanntes Gespräch unter Freunden !
- Die meisten Menschen sind nervös und sehr angespannt,
wenn Kamera und Mikrofon im Spiel sind.
- Stellen Sie am Anfang einfache Fragen,
damit das Gespräch in Gang kommt:
- evtl. sogar über die Hobbies, die Kinder oder die tägliche Arbeit
- sie können das später herausschneiden
- Es sollte ein Gespräch und nicht eine Befragung werden!
- Wenn das Interview live gesendet wird, geben Sie acht,
dass sich der Interviewte nicht in einem Monitor
sehen kann. Das lenkt ihn u.U. sehr ab.
- Wo immer das Interview stattfindet,
versuchen Sie den Interviewten
von den agierenden Technikern und der Kamera abzulenken.
- Hören
Sie auf die Antworten des Interviewten
- Manche Interviewer sind so angespannt und
denken an die Formulierung ihrer nächsten Frage,
dass sie nicht zuhören, was der Interviewte sagt.
- Es könnte sein, dass Sie
bei etwas Unerwartetem einhaken sollten,
statt ihre nächste vorbereitete Frage zu stellen.
- Denken
Sie in Kategorien von Tonstücken!
- Stellen Sie Fragen, die persönliche Gefühle hervorrufen
und nicht nur faktenreiche Antworten
- Hervorgerufene emotionale Regungen sind mitunter
aufschlußreicher als eine sachliche Antwort !
- Verbergen
Sie Ihre Zustimmung oder Ablehnung!
- Falls Sie das nicht tun, beeinflussen Sie ungewollt die Antworten
- Zeigen Sie Interesse an dem, was die Person sagt, ohne zu nicken,
die Stirn zu runzeln oder das Gesicht zu verziehen.
- Wenn es für den Interviewten erkennbar ist,
dass Sie mit einer Antwort nicht übereinstimmen, dann
könnte der Befragte keine Antworten mehr geben
oder sogar feindselig werden.
- Einen Interviewten wegen seiner Antworten mit Ablehnung zu bestrafen,
kann ganz schief gehen.
- Einem fragwürdigen Inhalt zuzustimmen kann erhebliche Proteste
bei den Zuschauern auslösen,
- Lassen
Sie Befragte wissen,
wenn sich ihre Antworten einstudiert anhören
- wenn Antworten gestelzt und unnatürlich klingen
- meistens werden sich die Befragten Mühe geben,
etwas natürlicher und spontaner zu wirken
- Wenn
Kleidung oder Schmuck des Interviewten
die Wiedergabe im TV-Bild stören würden,
dann sollten Sie vor Beginn der Produktion
Ratschläge und Hilfestellung für Abhilfe geben.
- evtl. kann ein Mitarbeiter aus dem Produktionsteam
mit einem geeigneten Kleidungsstück aushelfen
- Sorgen
Sie dafür, dass alle dem Zuschauer
evtl. unbekannten Ausdrücke, Abkürzungen
oder Konzepte erläutert werden .
- Sie können den Interviewten sogar um eine Erläuterung bitten
- oder selbst eine Erläuterung einschieben
- Stellen
Sie an Schwerpunkten
die gleichen Fragen mit verschiedenem Wortlaut
- besonders wenn es Schlüsselfragen sind
- Sie bekommen u.U. weitere Information
- oder erhalten mehrere Varianten für den Schnitt
- Bei
Tragödien versuchen Sie es mit Aussagen,
die nicht als Fragen klingen.
- bei einem Todesfall fragen Sie nicht,
wie sich der Angehörige gerade fühlt !
- Besser ist es, Sie sagen :
"Ich
kann mir wahrscheinlich
nicht richtig vorstellen, was Sie gerade durchmachen"
- Das zeigt nicht nur Mitgefühl,
sondern öffnet die Tür für einen weiten Bereich von Gesprächen
- Verwenden
Sie Formulierungen des Interviewten,
wenn er nicht antworten möchte.
- Wenn er sagt,
"Ich
kann darüber nicht sprechen"
können
Sie sagen: "Wann
könnten Sie darüber sprechen?"
oder
"Warum
können Sie darüber nicht sprechen?"
- Vermeiden Sie zweiteilige Fragen oder Doppelfragen !
- Für den Befragten ist es schwer, sich an den zweiten Teil zu
erinnern
- Der Befragte wird sich die einfachst zu beantwortende Frage
aussuchen und die andere unbeantwortet lassen.
- Während
(im
Sender oder im Studio) Filme laufen, die die Materie illustrieren,
sollten Sie als Interviewer Ihrem Nachbarn keine Witze oder
sarkastischen Bemerkungen zuflüstern.
- Sie wissen nie, wie weit die Mikrofone noch offen sind,
und deren Signale noch mitgesendet oder aufgezeichnet werden !
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